WappenAltfriedland

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

mittelflurhaus

1271 ist das Kloster Altfriedl­ands das erste Mal urkundlich erwähnt. Erst folgte das Dorf Friedland (heute Altfried­land, siehe Kolonisierung). Begrenzt durch den Kietzer See im Osten, dem Klostersee im Westen und zahlreichen Fischteichen ist Altfriedland in eine Seenlandschaft einge­bettet und ist ebenso historisch bedeutsam wie der durch seine Schinkel ­bauten bekannte Nach­bar­ort Neuhardenberg. Die alten Mauern des Zisterzienserklosters wurden um 1300 auf den zuvor abgebrannten Vorgängerbau errichtet. Die Zisterzienserinnen trugen zur Kultivierung des Landes bei und waren äußerst begabte Landwirtinnen. Allerdings nahmen es die Nonnen mit dem Keuschheitsgelübde, der Abgeschiedenheit und den Besuchen nicht so ganz genau, was eine Urkunde aus dem Jahre 1385 bezüglich des Sittenverfalls im Kloster beweist. Einige Familien mit Rang und Namen gaben den Nonnen und dem Kloster erhebliche finanzielle Unterstützung. Dafür brachten sie die schwarzen Schafe oder eine Tochter der Familie im Kloster unter, was zu Folge hatte, dass die strengen Klosterregeln ihre Bedeutung verloren und das Kloster zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Region wurde. Trotzdem hatte das Kloster bis zur Säkularisation im 16. Jahrhundert bestanden.

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Unter einem Holz­dach be­fin­det sich heute die Kloster­ruine, die man auch besuchen kann, um augen­schein­lich mit­zu­er­le­ben, wie der Alltag der Fried­länder Nonnen ausgesehen hat. Mit der Reformation begann der unaufhaltsame Zerfall des Klosters, so dass die Nonnen nur noch bis zu Ihrem Tode im Kloster ver­weilen durften, aber nicht im Sinne Ihres Glaubens. Die letz­ten Nonnen ver­ließen 1568 das Kloster. Das Kloster wurde dann zu landwirtschaftlichen Zwecken und das ehemalige Refektorium als Malzplatz genutzt. Zu DDR-Zeiten wurde das Gebäude wegen Baufälligkeit 1971 unsachgemäß abgerissen. Reste des Kreuzgangsflügels, Teile des alten Fußbodens und das auf schlanken Säulen stehende Sterngewölbe im Refektorium sind heute noch erhalten. Der Dachstuhl, das oberste Stockwerk und der gesamte Nordteil sind unwiderruflich verloren gegangen.

Der Ort mit seinen Seen ist Bestandteil des Naturparks Märkische Schweiz und ausge­wie­se­nes euro­pä­i­sches Vogel­schutz­gebiet und nicht nur bei Wan ­de­rern und Radfahrern beliebt. Alle Gewässer werden von ei­nem klei­nen Flüsschen Namens Stobber, der die Märkische Schweiz Kirchezur Oder hin entwäs­sert, gespeist. Außer dem Klostersee, der im Sommer zum Baden einlädt, sind alle anderen Seen und Teiche in den Jahren 1965 – 1972 künstlich angelegt worden, um Karpfen zu züchten. Der Kietzer See ist nahezu 200 ha groß und ist wie die übrigen etwa 20 Fischteiche durch Damm­auf­schüt­tun­gen ent­standen. Genau die richtige Umgebung für Ruhe­suchende. In der näheren Umgebung befin­den sich zwei Vogel­beobachtungs­stationen, von denen man auch vom aussterben bedrohte Arten, wie den Fisch- und Seeadler, die hier ideale Brut- und Nahrungsaufnahmebedingen haben, beobachten. Hier siedeln nicht nur Weiß- und Schwarzstörche, sondern auch verschiedene Möwen- und Entenarten, sowie der wegen seines Gefieders beliebte Eisvogel. Wer im Herbst nach Altfriedland kommt, kann tausende Gänse bei der Rast vor dem Weiterflug in wärmere Gebiete bestaunen. Vor der Heimfahrt sollten sie unbedingt beim Fischer einen Snack frisch aus dem Räucherofen probieren.

Nicht nur wegen der Seen, der Vogelwelt und dem Kloster lohnt sich ein Besuch in Altfriedland. Das Pfarrhaus, das ehemalige Gutshaus, die Heimatstube mit Kräutergarten im langen Haus und die ehemalige Klosterkirche sind ein Besuch wert. Letztere wurde um 1730 von den Friedländern nach dem Zerfall zur Pfarrkirche aufgebaut, da die Stadtkirche baufällig geworden war. Das ehemalige Zisterzienser Gotteshaus ist ein sehenswertes Feldsteinbauwerk. Der Turm, der ursprünglich als Doppelturm geplant war, stammt hingegen aus dem Jahr 1864. Schließlich wurde der Bau in den Jahren 1936 bis 1939 abermals restauriert, sodass heute an die ehemalige Klosterkirche nichts mehr erinnert. Die Geschichte des Ortes ist eng mit herausragenden Frauengestalten verbunden. Einst waren dies die Nonnen und später Charlotte Helene von Friedland sowie ihre Tochter Henriette Charlotte von Friedland, die das Doppelgut Cunersdorf-Friedland bis zu ihrem Tode. Vielleicht die herausragendste Frau ihrer Zeit Brandenburgs.