Walther Rathenau und Schloss Freienwalde

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Heiko Walther-Kämpfe

 

Am Fuße des Apothekerberges liegt Schloss Freienwalde. Fragen Besucher nach dem "Landhaus" oder der "Rathenau-Villa", regt sich sofort der meist ein wenig schlummernde Stolz der Freienwalder: "Sie meinen das SCHLOSS!", wird die Anfrage energisch korrigiert, auch wenn Schloss Freienwalde als Zeugnis preußischer Landbaukunst dann doch eher wirklich eine Villa ist.

Die schlichte Eleganz des Gebäudes zu bewahren, machte sich Walther Rathenau zur Aufgabe, als er das Schlösschen im Jahre 1909 kaufte. Der Industrielle und spätere Politiker erweckte das Schloss aus seinem Dornröschen-Schlaf. Er versuchte, den ursprünglichen Zustand aus der Zeit Königin Friederike Luises wiederherzustellen, die sich das Haus 1798/99 von keinem Geringeren als den Königlichen Landbaumeister David Gilly erbauen ließ. Dieser hatte sich wichtige Inspirationen für den Schlossbau im Paris der Marie Antoinette geholt; dorthin hatte er eigens seinen Sohn Friedrich entsandt.

Friederike Luise als Gemahlin Friedrich Wilhelm II. hatte Freienwalde nach dem Tod des Königs als Witwensitz und ihre Residenz ausgewählt. Während dieser Zeit hatte sie häufig Besuch von ihrem Sohn, König Friedrich Wilhelm III. und ihrer Schwiegertochter, der berühmten Königin Luise, und deren Kindern: Darunter auch der spätere König Friedrich Wilhelm IV. und sein Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I.

Die eigentliche Wohnausstattung wird als eher bürgerlich und anheimelnd beschrieben. Die Zimmer hatten wertvolle gemalte Papiertapeten. So waren die Wände des Wohnzimmers der Königin mit Schneeballstauden und Bäumen in hellem Weiß und Grün verziert. "Ein Bau für eine Königinwitwe, die sich selber leben will, nicht für eine Königin, die anderen leben muss", merkte Theodor Fontane an.

Nach dem Tode der Königin im Jahre 1805 fand die holländische Thronfolgerfamilie auf der Flucht vor Napoleon im Freienwalder Schloss Zuflucht. Hier starb auch deren kleine Tochter Pauline, die bis zur Umbettung im Jahre 1911 ihr Grab im Schlosspark hatte.

Noch heute ergreifend ist die Liebesgeschichte der 16-jährigen Prinzessin Elisa Radziwill, die sich 1820 in den Prinzen Wilhelm verliebte, dem bereits erwähnten späteren Kaiser Wilhelm I. Jedoch stand das "Staatsinteresse" dieser Verbindung entgegen und es mag ein trauriger Zufall sein, das die Prinzessin 1834 eben hier im Schloss an ihrer unheilbaren Schwindsucht starb.

Von da an wurde es ruhig um Schloss Freienwalde. Nur selten noch weilten Mitglieder der königlichen Familie hier, zuletzt im Jahre 1885. Und der letzte deutsche Kaiser soll erst bei den Kaufverhandlungen mit Walther Rathenau von der Existenz des Schlosses in Freienwalde erfahren haben. Noch einmal Fontane: "Schloss Freienwalde ist unbewohnt. Von Zeit zu Zeit hat es freilich noch seine Gäste; aber Laune und Zufall gefallen sich darin, die sommerliche Villa zu einem winterlichen Jagdschloss zu machen. Im Dezember bei grauem Himmel, wenn Weg und Steg und fußhohem Schnee liegen, dann wird es lebendig hier. Aber nur auf Stunden. … Und das Schloss liegt stiller da wie zuvor./Alles, was kam und ging, war wie ein Traum."

Bild 1Mit Rathenau also wurde es wieder lebendig auf Schloss Freienwalde. Er suchte hier Erholung, hatte Künstler wie zum Beispiel Gerhart Hauptmann zu Gast und baute an: Der heute prägende Altan mit dorischen Säulen und Balkon stammt von ihm und auch den zwölf Hektar große, auf Lenné zurückgehende Schlosspark, ließ er umgestalten. Bereits 1869 hatte sich mit der Verlegung der Berliner Straße um den Schlosspark herum die Lage des Schlosses wesentlich geändert. Die heutige Rathenau-Straße ist ein "Rest" der alten Berliner Chaussee.

1922 wurde Walther Rathenau ermordet. Einige Jahre später ging das Schloss über die noch von ihm selbst gegründete Stiftung in den Besitz des Landkreises über. Die Nationalsozialisten tilgten die Erinnerung an den ihnen verhassten "Juden Rathenau". Nach 1945 wurde das Schloss geplündert und zu DDR-Zeiten war man, was Rathenau betraf, eher gleichgültig. Erst nach der Wende wurde Schloss Freienwalde Rathenau-Gedenkstätte; mit großem finanziellem Aufwand wurde das Gebäude in den letzten Jahren restauriert und lädt mit den ständigen Ausstellungen zu Rathenau und dem preußischen Teil der Schlossgeschichte ein. Und nach dem einstigen Gärtnerhäuschen wurde auch das zum Ensemble gehörende Teehäuschen oberhalb des Schlosses wurde von Grund auf rekonstruiert und erstrahlt in neuem alten Glanz.

  

 

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