Gorgast

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Erstmals urkundlich im Landbuch erwähnt wird Gorgast 1375, das bereits 1584 vollständig abbrannte und immer in enger Zweckverbindung mit Küstrin stand.  1840 errichteten die Johanniter das Herrenhaus, das 34 Jahre später wieder umgebaut wurde. Die neugotische Kirche stammt aus dem Jahre 1888. Die heute unter Denkmalschutz stehende Kirche war das erste neugebaute Gotteshaus in der DDR, die auf den Grundmauern der 1945 zerstörten Kirche errichtet wurde.

1883 bis 1889 baute man hier eines der vier Außenforts Küstrins, dass das einzige westlich der Oder war. Die drei anderen lagen in der Neumark südlich und westlich Küstrins und hießen Säpzig (Zabice), Tschernow (Czarnów) und Zorndorf (Sarbinowo). Mit dem westlichen Außenfort sollte Gorgast die Reichsstraße 1 und die Bahnlinie sichern, sowie das westliche Oderufer kontrollieren. Bereits zur Fertigstellung galt die Festung aus massiven Backstein und umlaufenden Wassergräben, als militärisch veraltet. Geplant war eine Kasernierung von 250 Infanteristen und 60 Artilleristen. Die verschiedensten Armeen vom kaiserlichen Heer bis zur Bundeswehr nutzen die Festung bis 1995 zumeist als Munitionslager, weil sie eigentlich mit ihren dicken Mauern militärisch wertlos war. Heute kümmert sich ein Verein um die bewachsene und guterhaltene Festung. Er arrangiert Ausstellungen und bewahrt dieses bemerkenswerte Monument deutscher Geschichte für das Oderbruch vor dem Untergang. Am Eingang des Forts hat ein Fischer, der die Wehrgräben als Fischzuchtanlage nutzt, seinen Verkaufsstand.

Möglich wurde diese gewaltige Festungsanlage, die bis zum Rand mit Erdreich bedeckt wurde, als Deutschland 1871 Frankreich besiegte, der König von Preußen zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde und somit die Reichseinigung vollzogen werden konnte. Dadurch flossen aus dem besiegten Frankreich immense Summen nach Deutschland die wiederum in den Ausbau militärischer Infrastruktur gesteckt wurden. Durch das vorgelagerte Blockhaus und dem Torhaus am Werkeingang könnte man leicht eine Bastion vermuten. Gebaut wurde mit Häftlingen aus dem Zuchthaus Sonnenburg die den Aushub mit Schubkarren auf das Gewölbe transportieren mussten. Über den Wassergraben führte damals eine Brücke wie auch der Haupteingang mit einer Zugbrücke, einem Hindernisgitter und mit sich gegenüberliegenden Wachkasematten gesichert war.

Die eingeschossigen und hintereinander angelegten Sichtziegelbauten, wie Torhaus, Mittelkaserne und Frontkaserne waren durch Innenhöfe räumlich voneinander getrennt. Die jeweiligen mittleren Hauptportale sind durch einen lang Gang mit einander verbunden. Auch findet man den noch heute funktionstüchtigen artesischen Brunnen im Fort. Imposant ist ebenfalls das Kriegspulvermagazin mit seinem Sicherheitssystem, welches den Schaden einer Explosion eindämmen sollte. Auch die NVA nutzte das Depot um Berge von Munition hier einzulagern.

Seit 1900 hatte auch Gorgast eine produzierende Zuckerfabrik. Den Gorgaster Park legte Peter Joseph Lenné an. In ihm ist ein Denkmal für die gefallenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs, sowie auch der am 21. März 1945 gefallene Leutnant von Bülow hier seine letzte Ruhestätte fand.

Gorgast steht heute für idyllische Kanufahrten, hochrangigen Reitsport und Campingtourismus. Außerdem ist Gorgast durch das Außenfort der Festung Küstrin, dem Fort Gorgast und den hier jährlich stattfindenden Veranstaltugen bekannt, an denen die langen Kerls wieder auferstehen und Schützenvereine ihr Können präsentieren. Oder erinnert an zivil- und militärhistorischen Treffen, dem Oderbruchpokal im Schiffsmodellsport, dem OBOA-Festival oder den Weihnachtsmarkt.