Kunersdorf

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Kirche

Der Musenhof des Oderbruchs. Das Wahrzeichen dieses Ortes ist wohl un­um­strit­ten die moderne Kirche. 1945 fast völlig zerstört, er­rich­te­te man zwi­ schen 1951 und 1955 kurzerhand ein neues Got­tes­haus. Eine archi­tek­toni­sche Be­son­der­heit des Oderbruchs ist das runde Kir­chen­schiff und das Vor­lauben­haus mit Krüp­pel­walm­dach, die drei Bogen­fenster und der auf fünf Pfeilern gestützte Giebel. Auf den neben der Kirche gele­genen Friedhof lohnt sich ein Rundgang um die Grab­kolon­naden derer von Lestwitz, von Oppen und natürlich auch von Itzenplitz. Verschiedene klassizistische Bildhauer, wie Johann Gottlieb Schadow (1764 bis 1850), Christian Friedrich Tieck (1776 – 1851) und Christian Daniel Rausch (1777 – 1857) haben sich auf den neun halbkreisförmigen von Säulen eingefassten Nischen mit ihrer wertvollen Arbeit verewigt.

„Charlotte von (Alt-)Friedland“ (Helene Charlotte von Lestwitz 1754 – 1803), eine Tochter des Generalmajors von Lestwitz und ihre Tochter Henriette Charlotte (1772 – 1848), die spätere Gräfin von Itzenplitz, waren wohl die herausragenden Frauen ihrer Zeit in ganz Brandenburg, denn Sie waren hier auf dem Dopperlgut Altfriedland-Kunersdorf in einer Art tätig, die für Frauen dieser Zeit völlig ungewöhnlich war. So ist überliefert, dass Charlotte von Friedland ihren gesamten Schmuck veräußerte um den Erlös in die Entwicklung des Gutes zu investieren. Ihre außergewöhnlichen Leistungen in der Landwirtschaft bescheinigte ihr nicht nur der berühmte Albrecht Daniel Thaer , der unweit von Kunersdorf in Möglin sein Gut hatte, sondern auch General von der Marwitz und Theodor Fontane. Aber nicht nur Thaer und von Marwitz waren Gäste auf diesem Gut. Wir finden ferner Berühmtheiten wie die Gebrüder Humboldt, die bereits erwähnten Friedrich Tieck, Johann Gottlieb Schadow und Christian Daniel Rausch auf der Gästeliste, wie auch Savigny, Ranke, Klaproth, Knesebeck und Leopold von Buch, sowie unzählige weitere Persönlichkeiten jener Zeit.

Bereits 1767 ließ Charlotte von Friedland in einem nahegelegenen Haus, das heute noch existiert, einen Schankkrug errichten, der 1790 vom Hausmann Johann Zache erworben und betrieben wurde und deshalb von den auf den Markt nach Wriezen ziehenden Kolonisten „Zachekrug“ genannte wurde.

1813 verweilte auch Adelbert von Chamisso in Kunersdorf, der hier eine große Pflanzensammlung anlegte und sein „Schlemil“ schrieb. Ein Herbarium das die Flora des gesamten Oderbruchs und sämtliche Garten- und Treibhauspflanzen des Schlosses enthielt.