Wappen Letschin

Letschin

Brandenburg, Landkreis Märkisch - Oderland (MOL)

 

 

OrtsmitteHauptstraße

37 Meter hoher KirchturmErstmals wurde der rein landwirtschaftlich geprägte Ort Letschin 1336 urkundlich erwähnt und gehört damit zu den ältesten Dörfern der Region. Bedingt durch Hochwasser, Spanndienste, Kriege und Abgaben hatten die Letschiner Bauern durch die Jahrhunderte hinweg ein schweres Leben, doch Letschin entwickelte sich zu einer Gemeinde überörtlicher Bedeutung als Versorgungsmittelpunkt für die Kolonistendörfer. Heute gehören Gieshof-Zelliner Loose, Groß Neuendorf, Kiehnwerder, Kienitz, Neubarnim, Ortwig, Sietzing, Sophienthal und Steintoch, sowie Sydowswiese zur Gemeinde Letschin.

Aus Richtung Gusow kommend, steht linker Hand eine Bronze-Skulptur Friedrichs II. von Preußen, die 1905 feierlich eingeweiht wurde und 1945 wieder abgebaut wurde, weil diese Skulptur Preußischer Herkunft sich nun so gar nicht mit dem neuen sozialistischen Weltbild verstand. Der Entwurf stammte von Hans Weddo von Glümer. Ein Dorfbewohner versteckte die Skulptur und bewahrte sie vor dem einschmelzen und so können wir sie heute wieder bewundern. Den für das Oderbruch seltenen kleinstädtischen Charakter mit Geschäften, Gaststätten, Hotels, Festsälen, Schulen und einer Druckerei erhielt Letschin infolge der 1863 verliehenen Marktgerechtigkeit. Das Ortsbild prägte seinerzeit die von Karl Friedrich Schinkel im Jahre 1818/19 entworfene Kirche, der 37 Meter hohe Turm, sowie einige Bauten des Letschiner Baumeisters C. Schüler. Das Lokal „Zum Alten Fritz“ hieß zu Fontanes Zeiten noch „Deutsches Haus“. Auf der Denkmalseite steht eine niedrige, neoklassizistische Häuserzeile, die ebenfalls auf den kleinstädtischen Charakter verweist.

HauptstraßeHier fand Fontane die Vorlage zu seiner Novelle >Unterm Birnbaum<, als bei Ausgrabungsarbeiten 1843 ein Skelett frei gelegt wurde. „Untern Birnbaum“ ist eine Kriminalgeschichte in der Fontane die Region nachzeichnet und in der er von einem „großen und reichen Oderbruchdorfe Tschechin“ spricht. Ferner führt die Letschiner Fontane Apotheke zu einer weiteren Kuriosität, die wie schon der Turm und das Denkmal zur Sehenswürdigkeit erklärt wurde. Tatsächlich führte Fontanes Vater, Louis Henry Fonatane zwischen 1838 und 1850 eine Apotheke in Letschin, bis ihm die Spielsucht und der Alkohol zur Aufgabe zwang und ihn nach Schiffmühle führte, wo sich auch seine Grabstätte befindet. Zehn Jahre nach der Aufgabe der Apotheke 1865 brannte diese vollständig ab.

Der von Johann Gottlieb Koppe im 19. Jahrhundert betriebene Zuckerrübenanbau brachten den Bauern der Umgebung gute Erträge, die auch den Letschinern Handwerkern und Händlern zu gute kamen. Weitere Veränderungen brachte 1876/77 der Bahnanschluss nach Seelow und Wriezen und relativierte die Auslassung Fontanes über Letschin und die zivilisierte Welt:

„Letschin im Oderbruch, Kirchdorf mit 3.500 Seelen und Residenz zweier dort stationierter Gendarmen, hängt durch Vermittlung eines so genannten Rippenbrechers von Postwagen nur lose mit der zivilisierten Welt zusammen.“

                                   Theodor Fontane in einem Brief von 1847

Fontane Skulptur und Gasthof "Zum alten Fritz"

Aber Letschin lebt auch in der Gegenwart. So steht hier das einzige Kino des Oderbruchs, mal von der Metropole Bad Frei­en­wal­des abgesehen, das vom Verein „Altes Kino Letschin“ betrieben wird. Die längst vergangene Ei­sen­bahn­ge­schich­te hält der Verein des Eisenbahnmuseums wach. So werden letzte Zeugnisse liebevoll gesammelt und gepflegt. Historische Ei­sen­bahn­wa­gen, alte Uniformen und ein Signalgarten versetzten den Besucher in die „Gute alte Zeit“, genauso wie Schilder, Stellwerke und Fahrleitungssignale Wissenswertes vermitteln.

Da der Ort in der Hauptkampffrontlinie zur Eroberung von Berlin im Zweiten Weltkrieg lag, wurde er im April 1945 stark zerstört. Wohngebäude, Betriebe und Geschäfte, sowie das Schiff der evangelischen Kirche fielen den Wirren des Krieges zum Opfer. Die Ruine des Kirchenschiffs wurde 1970 abgerissen und der unter Denkmalschutz stehende schinkelsche Kirchturm wurde 2002/03 liebevoll restauriert. Wer mehr zur Geschichte des Dorfes und der Lebensweise vergangener Zeiten erfahren möchte, sollte die Heimatstuben am Birkenweg besuchen. Sie sind im einstigen Armenhaus von 1838 untergebracht, welches 1999 nach einem großen Feuer originalgetreu wieder aufgebaut wurde. Unter anderem kann der Besucher hier Fakten zur Geschichte des Ortes nachlesen und die Herstellung von „Kurkeln“, den typischen Holzschuh des Oderbruchs kennen lernen. Ferner kann der Besucher die Letschiner Zeitungsdruckerei, sowie ein Zimmer das mit Möbeln des 19. Jh. eingerichtet ist, anschauen. Und wer Appetit auf etwas Herzhaftes hat, der sollte zu Wolter´s, ein Familienbetrieb und regionaler Spezialist seit 1934, gehen und die sauren Gurken probieren. Gerne werden auch die kleinen Ein-Kilo-Eimer an die Touristen verkauft.

 

Wolter´s Saure Gurken
Feldstr. 1,
15324 Letschin
Tel.: 03 34 75 / 456
www.sauregurken.de