Mühlen

Brandenburg, Landkreis Märkisch - Oderland (MOL)

Kauls Mühlen in Zäckericker Loose.

 

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Nach der Trockenlegung des Oderbruches wurde im Jahre 1755 das Dorf Zäckericker Loose gegründet. Durch die Trockenlegung erfolgte die Umwandlung der Bruchlandschaft in eine Agrarlandschaft. Für das nun geerntete Getreide benötigte man zusätzlich Mühlen. Da die Wasserkraft als Antrieb für Mühlen im Oderbruch nicht angewendet werden konnte, aber die Windverhälnisse durch die großen freien Flächen günstig waren, entschied man sich für den Bau von Windmühlen.
Auch auf dem heutigen Mühlengrundstück der Familie Kaul errichtete um 1840 eine Mühlenbaugesellschaft eine Bockwindmühle. Diese Gesellschaft übergab einem uns heute unbekannten Müller diese Mühle in Erbpacht. Als zweiter Besitzer dieser Mühle ist uns der Müller Ernst Knoll überliefert. Im Jahre 1875 erwirbt der aus der Zäckericker Müllerfamilie Kaul stammende Martin Kaul als dritter Besitzer die Mühle mit Grundstück von Ernst Knoll.
Hierzu bekommt Martin Kaul am 08. 07.1875 von der Grund- und Gebäudesteuer- Verwaltung des Kreises Königsberg /Neumark eine Benachrichtigung, dass er als Eigentümer für das von ihm erworbene Mühlengrundstück im Grundbuchamt zu Zehden eingetragen wurde.
Als Nachfolger übernimmt im Jahre 1883 der Sohn von Martin, Herrmann Kaul, als vierter Besitzer das Grundstück mit Mühle. Um 1905 errichtete Herrmann ein massives Maschinenhaus mit Nebenraum. Im Maschinenhaus stellt er einen Sauggasmotor und im Nebenraum eine Schrotmühle und Haferquetsche auf. Der Sauggasmotor, welcher auf der Basis von Koks-, Kohle- und Holzvergasung arbeitet, diente nun zum Antrieb der Schrotmühle, Haferquetsche und Windmühle. Im gleichen Zeitraum wird die Bockwindmühle zu einer Paltrock Windmühle umgebaut.
Um 1920 übergab Herrmann Kaul die Mühlen an seinen Sohn Max als fünften Besitzer.
Max, geboren am 25.6.1884, war mit Anna Bruchmüller, geboren am 24.10.1896, verheiratet.
Aus dieser Ehe ging eine Tochter Agnes, geboren am 27.3.1921, hervor.
Max Kaul erweiterte das Gebäude der Motormühle, und ein Dieselmotor löste den Sauggasmotor ab. Durch Erweiterung und Modernisierung der Mühlentechnik 1938, wie der Einbau von zwei Walzenstühlen, eines Plansichters und eines Sackaufzuges, wurde die Aufstockung der Motormühle erforderlich. In diesem Jahr warf ein Sturm die Paltrockwindmühle um. Da die Technik dieser Windmühle veraltet war, baute sie Max Kaul nicht wieder auf.
In den Kriegsjahren von 1939 bis 45 verknappte sich der Dieselkraftstoff durch Rationierung, Einschränkungen im Mahlbetrieb waren die Folge.
Bis 1945 versorgte die Mühle die großen Güter wie Cristillier, Bienenwerder, Friedrichshof und Ferdinandshof mit Mühlenprodukten. Weiterhin belieferte man die Bäckerei Gottwald in Neurüdnitz, Kummer in Neulietzegöricke, Krenzke in Neuküstrinchen und Büttner in Aldlig Reetz mit verschiedenen Mehlsorten.
Im Mühlengebäude befand sich ein Panzerschrank, welchen die 1945 einfallenden Russen aufgesprengten. Alle im Schrank gelagerten wichtigen Mühlenunterlagen zerstörte diese Sprengung.
Die Überflutung des Oderbruches durch das Hochwasser 1947 brachte für die Mühle die Zerstörung des Dieselmotors und weiterer Technik. Ab diesem Zeitpunkt konnte die Mühle nur noch mit halber Kraft arbeiten, denn der vorhandene Elektromotor war allein zum Antrieb der gesamten Mühle zu schwach. Den Einbau eines stärkeren Motors ließ das völlig marode Elektroortsnetz nicht zu. Der Handel mit Mühlenprodukten musste dadurch eingestellt werden, und es wurde nur noch die Lohnmüllerei betrieben.

Die Kunden lieferten ihr Getreide an und nahmen nach Zahlung der Mahlkosten das gewünschte Mühlenprodukt mit.
Von 1950 bis 1956 war Joachim Dewitz, welcher heute noch in Neurüdnitz wohnt, beim Meister Max Kaul als Müller tätig. Joachim Dewitz erlernte von 1947 bis 50 das Müllerhandwerk beim Meister Hans Sachs, welcher Eigentümer der Bockwindmühle in Bad Freienwalde war.
Ab dem Jahre 1956 stand die Mühle still und wurde dann von 1960 bis 1978 an die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Zäckericker Loose verpachtet.
Die LPG nutzte die Mühle nur noch zur Futtermittelherstellung. Joachim Dewitz war in der Zwischenzeit als Mitglied in diese LPG eingetreten und arbeitete als Müller in dieser Mühle bis zur Stillegung im Jahre 1978.
Max Kaul verstarb am 16.5.1966, und seine Frau Anna übernahm das Grundstück und wurde somit sechster Besitzer. Als Anna Kaul am 31.3.1976 verstarb, kam ihre Tochter Agnes in den Besitz des Anwesens. Agnes war mit Alfons Pastewski verheiratet. Der aus dieser Ehe stammende Sohn Heinz Pastewski erbte 1995 das Grundstück mit der Mühle von seiner im gleichen Jahr verstorbenen Mutter.
Um diese Zeit suchte der Bildungs- und Beschäftigungsverein Wriezen (BBV) die Zusammenarbeit mit Heinz Pastewski, um die noch gut erhaltene Technik der Motormühle als Museum der Nachwelt zu erhalten. Dieser Verein hatte auch noch einen anderen großen Plan. So sollte die in einer ABM- Maßnahme in Metzelthin bei Neuruppin abgebaute Bockwindmühle auf dem Grundstück von Heinz Pastewski wieder aufgebaut werden. Die Grundsteinlegung hierfür erfolgte am 12.06.2000. Als Zeugnis dieser Grundsteinlegung liegt noch heute im Gras ein Mahlstein mit Aufschrift und der Hausbaum dieser Windmühle. Die Verwirklichung dieses Planes ist leider durch die Insolvenz des BBV gescheitert.
Regelmäßig zum deutschen Mühlentag (Pfingstmontag) öffnet Heinz Pastewski von 11 bis 18 Uhr die Pforten der als Museum eingerichteten Motormühle. Zusätzlich nach Voranmeldung bei Herrn Pastewski (Tel.: 033457 - 5599) ist die Besichtigung der Mühle möglich.

Quelle:
Dieter Starke, Bad Freienwalde./>