Clara Blüthgen

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Helmut Mette

 

Bei einem Besuch der Moritzkirche in Halberstadt machte mich meine Frau auf eine kleine Broschüre mit dem Titel „Clara Blüthgen“ aufmerksam. Wer ist diese Frau? Vielen Freienwaldern ist der Name „Blüthgen“ schon des Straßennamens wegen bekannt. Wir wurden neugierig und kauften die Broschüre. In diesem Heftchen veröffentlicht der VERLAG NEUES HALBERSTADT, Bearbeitung und Gestaltung durch Mirco Grusche, Angelika Keddy und Werner Hartmann, „Reiseimpressionen aus Binz“. 

Skizze von Clara Blüthgen, entstanden auf Binz am 7. Juli 1892.Dazu im Vorwort:
„Es ist einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der hiesige Verleger Mirco Grusche im Jahre 2007 über ein Auktionshaus eine originale Skizzenmappe der Halberstädter Malerin und Schriftstellerin Clara Blüthgen, geschiedene Eysell, geborene Kilburger, für den Preis von 170 Euro erwerben konnte. Diese Reiseskizzen sind in der Zeit von 1890 - 1897 vorwiegend auf der Insel Rügen entstanden, wo die Künstlerin mehrmals in Binz zur Erholung weilte.

Es handelt sich um Landschaftsskizzen, Baumstudien und einigen Porträts, die teils mit brauner Tusche oder mit Pastell koloriert wurden oder die als Bleistiftskizzen entstanden. Die 24 Zeichnungen werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und zeugen von der hohen Malkultur der damals 34 bis 41-Jährigen.“

Die erste Ehe war nicht glücklich und scheiterte schließlich. Clara Blüthgen, im August 1906 über sich:

„Mich selbst macht der Anblick des Meeres immer melancholisch. Als ich mir einen ganz einsamen Platz gesucht hatte und auf die müden Wellen lauschte, die gleichmäßig, mit gedämpftem Krach am Ufer schlugen, da war mir's, als ob jede einen Teil der Lebenslust, die mich vor kurzem erfüllt hatte, hinwegspüle. Mit verdoppelter Gewalt kam das Einsamkeitsgefühl über mich, das mich in dem rauschenden Berlin so oft erfasst hatte. Diese Jahre meiner Ehe, die der Liebesheirat gefolgt waren ...".

Tuschezeichnung vom 23. August 1891, vermutlich Selbstporträt von Clara BlüthgenMit dem damals bekannten und beliebten Dichter Victor Blüthgen ging sie eine zweite Ehe ein. Über Clara B. erfahren wir aus der Broschüre folgendes:

„Clara Blüthgen, geborene Kilburger, wurde am 25. Mai 1856 in Halberstadt geboren. Die Fabrikantentochter besuchte dort die höhere Töchterschule und erhielt eine gediegene Ausbildung in Malerei und Kunstgeschichte an den Kunstakademien in Düsseldorf und Berlin.

1875 heiratete sie Dr. A. Eysell. Nach dem Scheitern der Ehe arbeitete sie zeitweise beim Berliner Tageblatt.

1898 heiratete sie den verwitweten Dichter und ´gefühlvollen Poeten`, den Schriftsteller Viktor Blüthgen, der damals einer der meistgelesenen deutschen Autoren war. Gleichzeitig wurde sie Pflegemutter des im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohnes ihres zweiten Ehemanns. Nun wandte sie sich verstärkt der Schriftstellerei zu und ihre Romane, Erzählungen und Essays begeisterten damals ihre zahlreichen Fangemeinde.

Die Blüthgens wohnten im Sommer in einer Villa in Bad Freienwalde/Oder und im Winter in Berlin in der Achenbachstraße 2 (heute Lietzenburger Straße). Clara Blüthgen starb in Berlin am 24. Januar 1934 im Alter von 77 Jahren. Die Urne der Schriftstellerin wurde im Grab ihres Mannes ohne Grabstein und Namensnennung beigesetzt.“

Victor Blüthgen wurde am 4. Januar 1844 in Zörbig geboren, gestorben am 2. April 1920 in Freienwalde. Er war Unterhaltungsschriftsteller, Essayist und Erzähler, vornehmlich bekannt durch seine Gedichte, Erzählungen und Märchen, namentlich für Kinder und Jugendliche. Er verfasste auch einen Operntext und im Auftrag der Zeitschrift „Die Gartenlaube" schrieb er 1877 den Roman „Aus gährender Zeit". Die Handlung skizzierte revolutionäre Kreise des Vormärz 1847 im Rheinland. Von dem Erlös konnte er sich eine Erholungsreise durch die Schweiz, Oberitalien und Ungarn leisten. Und als er in die Redaktion der „Gartenlaube" eintrat, war seine materielle Existenz gesichert.

Viktor Blüthgen (Zeichnung von C.B., 17. März 1912), Foto von Clara Blüthgen.In Freienwalde heiratete er Luise Heinburg, Witwe des Freienwalder Apothekers Schottmülle, die nach vier Ehejahren am 12. Januar 1885 verstarb. Der einzige Sohn Hans fiel als Fliegerleutnant im ersten Weltkrieg vor Reims. Er wohnte zusammen mit seiner Mutter und ältesten Schwester Alma in seiner „weißen" Villa in der Weinbergstraße 16, die er aus dem Verkauf der Hofapotheke erworben hatte. Viele Jahre war er Direktor der Sparkasse. Die Stadt ehrte ihn als Ehrenbürger.

Die Villa wurde durch die Kriegsereignisse 1945 zerstört. Sein Grab und das seiner Frau befinden sich auf dem Friedhof von Bad Freienwalde.

 

 


Blüthgen-VillaWeinbergstraße

Grabstätte Familie Blüthgen

Das nachfolgende kleine Gedicht ist sicher vielen aus den Kindertagen bekannt.

 

Im Dorf
Ich war mal in dem Dorfe, da gab es einen Sturm,
da zankten sich fünf Hühnerchen um einen Regenwurm.
Und als kein Wurm mehr war zu sehn, da sagten alle: Piep!

Da hatten die fünf Hühnerchen einander wieder lieb.

 

 

 

 

 

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