Mühlen

Brandenburg, Landkreis Märkisch - Oderland (MOL)

Geschichte der Bad Freienwalder Mühlen.

 

1. Die Bockwindmühlen:

Wind- und Wassermühlen waren die Vorläufer der ersten Fabriken. Sie mahlten Korn, sägten Holz, hoben Schmiedehämmer, zerstampften Lumpen für die Papierherstellung, brachen Flachs und quetschten Öl. Sie waren die ersten Antriebsmaschinen der Menschheit, und wo Wasser- und Windverhältnisse stimmten, waren ihren Anwendungsbereichen praktisch keine Grenzen gesetzt. An jedem Bach und auf unzähligen Hügeln standen sie, drehten sich ihre Wasserräder am rauschenden Bach und reckten sich ihre Flügelkreuze in den Wind. Mühlen waren überall anzutreffen. Märchen und Sagen, Lieder und Sprichwörter zeugen noch heute davon.

Auch auf dem Gebiet in und um Bad Freienwalde verrichteten früher Mühlen ihre Arbeit und mehrere Standorte und Typen sind uns überliefert. Im Jahre 1682 wird festgestellt, dass bei der Stadt Freienwalde Windmühlen aufgebaut wurden welche vorher nicht vorhanden waren.

Der Kietzmüller Albert Fredrich stellte 1833 einen Antrag an die Stadt, worin er behauptete, er könne wegen der scharfen Konkurrenz umliegender Mühlen die hohen Mühlenabgaben nicht mehr aufbringen. Darin nennt er unter anderen Mühlen auch drei Bockwindmühlen bei Freienwalde.

Eine dieser Bockwindmühlen stand am Alt Tornower Burgwall. Sie wird dem Mühlenmeister Müller zugeordnet und dieser war 1802 Mitglied im Wriezener Müllergewerk (Innung). Als weiterer Besitzer dieser Mühle wird Meister Mittelstädt genannt. Im Mai 1880 brannte diese Mühle ab und wurde wahrscheinlich nicht wieder aufgebaut. In einem alten Stadtplan von 1901 ist diese Mühle noch eingezeichnet Heute befindet sich auf dem Gelände des Burgwalles eine Kleingartenanlage mit Zufahrt Wiesenstrasse.

Bockwindmühle von Otto SachsDie zweite Bockwindmühle gehörte einem Mühlenmeister Andreas Lingemann welcher bei einem Gewitter am 23.08.1715 vom Blitz erschlagen wurde. In einem Meßtischblatt von 1856 wird diese Mühle als Wegers Mühle bezeichnet. Der Standort dieser Mühle lag auf dem heutigen Gelände der Stadtrandsiedlung, ca. 120 Meter links von der Frankfurter Strasse entfernt. Über die weitere Geschichte und das Verschwinden dieser Mühle sind leider keine Aufzeichnungen vorhanden. Der Standort der dritten Bockwindmühle war an der Wriezener Strasse Nr. 47, heute Frankfurter Strasse Nr. 89. Im Jahre 1894 ging diese Mühle aus dem Besitz von Lange an August Sachs über. August Sachs war ein Neffe von Lange. Dieser August Sachs hatte zwei Kinder, Otto und Charlotte. Otto erbte von seinem Vater das Mühlengrundstück und lebte mehrere Jahre mit einer Frau Namens Dahme unverheiratet zusammen. Aus dieser Beziehung gingen zwei Söhne hervor, Otto und Werner. Otto ist im zweiten Weltkrieg gefallen und Werner kam bei einem Motorradunfall ums Leben. Ursprünglich stand diese Mühle hinter der Scheune. Durch Landverkauf  in den zwanziger Jahren musste die Mühle zurückversetzt werden. Der neue Mühlenstandort war nun links vor der Scheune. Nach dem Umsetzen der Mühle wurden deren Flügel nicht mehr angebaut und der Antrieb erfolgte mit einem Elektromotor. Im Brandenburgischen Jahrbuch von 1937 wird diese Mühle ohne Flügel mit Motorantrieb genannt. Otto Sachs wurde Anfang des 2. Weltkrieges für zwei Jahre zur Stadtmühle Freienwalde Dienstverpflichtet. Danach arbeitet er auch zeitweise im Freienwalder Finanzamt. Otto Sachs bildete als Müllermeister auch Lehrlinge aus. Hier erlernte Joachim Dewitz (heute wohnhaft in Neurüdnitz) von 1947 bis 1950 das Müllerhandwerk. Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre betrieb Otto Sachs die Mühle nur noch zeitweise.

Die Schwester von Otto Sachs, Charlotte, heiratete einen gewissen Brüggert. Aus dieser Ehe ging ein Sohn Heinrich hervor. Heinrich war also der Neffe von Otto Sachs. Dieser Heinrich Brüggert heiratete eine Gerda Henze und erbte nach dem Selbstmord von Otto 1965 dessen Grundstück mit Mühle. Heinrich Brüggert war Schlossermeister und durch diese Tätigkeit war er nicht in der Lage die Mühle weiter zu betreiben. Aus diesem Grund war der Abbruch vorprogrammiert. Kurt Kretschmann aus Bad Freienwalde versuchte vor dem Abriss diese Mühle noch unter Denkmalschutz stellen zu lassen, was aber nicht gelang. Somit war die letzte Bockwindmühle von Bad Freienwalde nur noch Geschichte.

Laut Aussage von Kurt Kretschmann soll von dieser Bockwindmühle ein Bild vom Freienwalder Maler Merker existieren. Leider ist der Besitzer dieses Bildes nicht bekannt.

Im Vorderhaus des Mühlengrundstückes befand sich auch eine Bäckerei. Diese war bis ca. 1953 an den Bäckermeister Hübcher  verpachtet. Erst 1965, nach dem Tod von Otto, baute Familie Brüggert das Vorderhaus zu Wohnzwecken aus. Der schöne gemauerte Steinbackofen wurde im Zusammenhang dieser Umbauarbeiten entfer

 

2. Die Stadtmühle:

 

Nach dem Carolinischen Landbuch besitzt Vrienwalde (ab 1925 Bad Freienwalde) im Jahre 1375 zwei Wassermühlen. Die eine Mühle lag am Mühlenfließ, Wasserabfluss aus dem Brunnental, und war die Vor- oder Stadtmühle. Die zweite Mühle, welche die Lange Rönne genannt wurde, befand sich im Hammertal unterhalb vom Teufelssee. Als dritte Wassermühle kam später die Papenmolle im Brunnental hinzu.

Die Vormolle, die spätere Stadtmühle, befand sich links an der Wriezener Strasse. Das nötige Antriebswasser für das Mühlrad lieferte der aus dem Brunnental, über Papenteich und Mühlenteich, kommende Mühlenbach.

Die Stadtmühle um 1934Für das Jahr 1375 wird uns die Familie Schlichting als Besitzer genannt. In dieser Zeit hatte der Müller Abgaben an den Landesherren, an den Stadtschulzen von Frankfurt/Oder, an das Nonnenkloster in Zehden und an die von Uchtenhagen zu entrichten. Später, im Jahre 1490, gehörten die Mühlenabgaben allein dem Caspar von Uchtenhagen. In den folgenden Jahren hatten die von Uchtenhagen das Bestimmungsrecht über die Mühle. So sagt 1575 die Mühlenordnung des Werner von Uchtenhagen, dass der Müller richtig abzuwiegen habe und gleichzeitig ist zum Schutz des Müllers die Anlieferung richtig abzumessen. Eine weitere Verordnung zum gleichen Thema erlassen die von Uchtenhagen im Jahre 1604. Hans von Uchtenhagen bestimmt, dass der Vormüller eine bestimmte Stauhöhe des Mühlenteiches zu halten habe.

Im Jahre 1598 wird urkundlich Jürgen Tempelhofen als Besitzer der Vormühle genannt. Die Familie Tempelhofen besitzt die Mühle bis 1687, danach Erbmüllermeister Joachim Blaurock und ab 1706 Meister Christoph Liebe. 1737 stirbt der Mühlenmeister Gottlieb Franke und als Nachfolger wird Friedrich Seidemann Besitzer. Danach kommt 1764 die Familie Pippow in den Besitz der Mühle und bleibt dies bis nach 1861. Mühlenmeister der Familie Pippow waren auch 1784 und 1802 in dem Wriezener Müllergewerk vertreten.

Am 12.05.1891 starb Mühlenbesitzer Friedrich Köhler und das Anlegen einer neuen Strasse sowie die Begradigung der Wriezener Strasse machte seitens der Stadt im Jahre 1896 den Ankauf des Mühlenteiches und dessen Zuschüttung erforderlich.

Weitere Besitzer sind 1922 Theodor Schulz, danach Gustav Fritz und durch Zwangsversteigerung kommt Frau Direktor Elisabeth Koch geb. Hueck 1931 in den Besitz der Mühle.

In Aschitzau Kreis Bunzlau an der Queis in Schlesien hatten Otto und Anna Friedrich eine Wassermühle in ihrem Besitz, welche sie kurz vor der Inflation verkauften und dadurch völlig verarmten. Ihr Sohn Erwin Friedrich lebte zu dieser Zeit in Mexiko und half seinen Eltern, indem er am 05.09.1933 die Stadtmühle in Bad Freienwalde kaufte. Noch im gleichen Jahr zogen die Friedrichs mit ihren Töchtern Dora, Hilde und Ruth von Schlesien zur Stadtmühle um. Unter Otto Friedrichs Leitung wurde dann die Mühle von Wasser- auf Elektroantrieb umgestellt. Da Friedrich auch Bäckermeister war, ließ er zusätzlich einen doppelten Steinbackofen einbauen und zur Wriezener Strasse einen Backwarenladen anbauen.

Um diese Zeit heirateten Friedrichs Töchter. Dora den Bäcker Rudolf Nicklas, Hilde den Kaufmann Waldemar Lischke und Ruth den Müllermeister und Windmühlenbesitzer Erwin Wagener aus Zehden (heute Cedynia).

In den Kriegsjahren von 1942 bis 45 betrieb Otto Friedrich nur noch die Bäckerei und verpachtete in diesen Jahren die Mühle an den Müllermeister Kurt Ehritt. Ehritt kam von der Freienwalder Unterkietzmühle, welche er 1942 an den Müllermeister Plath verkauft hatte.

Die Stadtmühle um 1900 Ab 1946 übernahm Otto Friedrich wieder selbst die Leitung der Mühle. Sein Schwiegersohn, der Müllermeister und Imker Erwin Wagener, kam 1946 aus der Gefangenschaft zurück und unterstützte Otto bei dem betreiben der Mühle. Durch den Tod von Otto Friedrich am 18.08.1951 konnte die Familie die Mühle und die Bäckerei nicht mehr selbst weiter Betreiben. Somit verpachtete Anna Friedrich die Mühle von 1952 bis 59 an Hans und Vera Ehritt und von 1960 bis 67 an die Landwirtschaftliche Pro­duk­ti­ons­ge­nos­sen­schaft (LPG) Bad Freienwalde. Die Bäckerei und den Backwarenladen pachtete ab 1953 die Kon­sum­ge­nos­sen­schaft Bad Freienwalde. Die Kon­sum­ge­nos­sen­schaft legte dann 1957 die unrentabel gewordene Bäckerei still und belieferte noch einige Jahre den Backwarenladen aus einer ihrer größeren Bäckereien.

In der Zwischenzeit war die Planung zum Bau der neuen Hochstrasse B 158 abgeschlossen und die Tage der Mühle waren dadurch gezählt. Das Strassenamt Strausberg kaufte deshalb die Mühle und im August / September 1972 erfolgte dann der Abriss.

Heute befindet sich an gleicher Stelle dieser alten Wassermühle der Albert - Schweitzer - Platz mit den schönen Kastanienbäumen.

 

3. Die Kietzmühlen im Hammerthal:

 

Mit der im Carolinischen Landbuch von 1375 bezeichneten Langerönne Mühle ist die Oberkietzmühle im Hammerthal gemeint, und sie war ursprünglich eine Wassermahlmühle. Das Wasser wurde mit langen Rönnen (Rinnen, Gerinne) auf das Wasserrad geleitet. Die Menge des zur Verfügung stehenden Antriebswassers sowie die Geländeform am Standort der Mühle bestimmen die Länge der Rinne und die Größe des Wasserrades. So hatte das Rad der Kietzmühle einen Durchmesser von 34 Fuß (10,70 Meter) und war mit 100 Sackschaufeln bestückt. Um das Antriebswasser auf das oberschlächtige Rad heranzuführen, wurde ein Gerinne mit einer Länge von 120 Fuss (37,70 Meter) erforderlich.

Der sogenannte Karpfenteich (heute Teufelssee) ca. 250 Meter oberhalb der Oberkietzmühle wird von einem im Jagen 48 des Stadtforstes Freienwalde entspringendem Fließ, der so genannten Ahrendskehle, gespeist. Der Müller staute hier das nötige Wasser für das Mühlrad auf.

Wie schon bei der Stadtmühle besitzen die von Uchtenhagen auch Rechte an der Kietzmolle.

Anno 1593, zu Michaelis (29.09.) verkauft der Kietzmüller Hans Wulf die Mühle an Andreas Schönvogel. Durch diese Urkunde erfahren wir erstmals auch die Besitzernamen von der Oberkietzmühle. Um diese Zeit lasten auf der Mühle Abgaben an die von Uchtenhagen, an die Kirche und an das Rathaus zu Freienwalde.

Andreas Schönvogel starb 1599 im Alter von nur 49 Jahren und seine Witwe heiratete 1604 Benedict Heinrich, welcher später Bürgermeister von Freienwalde wurde. 1631 wird Heinrich durch die Pest dahingerafft. Von den Erben des Bürgermeisters erwirbt 1642 Johann Heinrich das Mühlengrundstück.

Als weitere Besitzer sind bekannt: 1645 Mathias Rothe, 1655 verkauft Meister Greuel an Meister Hilcke und 1658 heißt der Besitzer Bartholomeus Rennebeck. Hier wird das erste Mal von der Existenz einer dazugehörenden Walkmühle berichtet. In der Walkmühle werden Tuche, Filze und Leder geschlagen und geknetet um sie geschmeidig zu machen. Diese Walkmühle befand sich unterhalb der Oberkietzmühle und ihr Wasserrad hatte einen Durchmesser von 14 Fuß = 4,4 Meter und war mit 40 Sackschaufeln ausgerüstet.

Ein langansässiges Müllergeschlecht, wie es bei der Eichhornmühle bei Zäckerick oder der Schneidemühle im Dianental bei Altlietzegöricke der Fall war, können wir für die Kietzmühle nicht verzeichnen. In den weiteren Jahren wechselte die Mühle oftmals den Besitzer und hatte somit eine bewegte Geschichte.

Wann die Oberkietzmühle in eine Schneidemühle umgebaut wurde ist leider nicht genau bekannt. Auch die Umwandlung der Walkmühle in eine Lohmühle ist nicht überliefert. Es ist nur bekannt, dass die Lohmühle 1836 stillgelegt wurde.

Die Oberkietzmühle um 1928 als Wanderheim ausgebautIm Jahre 1786 kommt Mühlenmeister Christian Sigismund Müller aus Falkenberg und kauft die Kietzmühle. Unter seiner Leitung wird von 1792 bis 1796 an das vorhandene Wohnhaus die Unterkietzmühle als Wassermahlmühle angebaut. 1812 wird Mühlenmeister Johann Sigismund Frederich Bürger von Freienwalde, und er heiratet die Kietzmühlenwitwe Müller.

Die Schneidemühle brennt 1823 ab und Frederich läßt die Mühle auf einem massiven Fundament wieder errichten. Von dieser Bautätigkeit zeugt ein Stein im Fundament mit der Inschrift: S. Frederich 1825.

In dieser Zeit stellte Frederich an die Stadt Freienwalde einen Antrag auf Minderung der Mühlenabgaben. Er behauptete in diesem Schreiben, durch die scharfe Konkurrenz umliegender Mühlen könne er die hohen Abgaben nicht mehr leisten. Er nannte folgende Mühlen: Die Holländermühle bei Neutornow, zwei Bockwindmühlen bei Neuglietzen, die Vormühle und drei Bockwindmühlen bei Freienwalde, die Bockwindmühlen bei Altranft, Wollenberg, Wölsickendorf, Leuenberg und Steinbeck und die beiden Wassermühlen in Falkenberg.

In einer Inventarisierung vom 20.02.1834 werden folgende Objekte der Kietzmühle zugeordnet:

  • Ein Wohnhaus aus Fachwerk mit einer angebauten massiven Wassermahlmühle (Unterkietzmühle).
  • Ein massiver Kuh- und Pferdestall, ein massives Back- und Waschhaus, eine Fachwerkscheune,
  • ein Hühnerschuppen, zwei Schuppen mit Ziegeldach,
  • ein Bienenschuppen und ein Stall aus Fachwerk mit Ziegeldach bei der Unterkietzmühle.
  • Eine Lohmühle aus Fachwerk unterhalb der Schneidemühle.
  • Eine Schneidemühle aus Fachwerk (Oberkietzmühle).
  • Ein Mühlenteich vor der Unterkietzmühle mit Fischereinutzung.
  • Verschiedene Gärten, Archen, Gerinne, Brücken, Grabenausschalungen und Bewährungen.

 

Meister Frederich starb am 25.02.1839 und seine Erben verkauften 1846 das gesamte Anwesen an die Stadt Freienwalde. Von dieser erwirbt es der Bäckermeister Carl Ludwig Schulz. Schulz lässt am Giebel der Unterkietzmühle einen Anbau mit einem Sägegatter errichten.

Auch an der Oberkietzmühle muss Schulz Umbauten vorgenommen haben, denn ein Stein in der Giebelwand trägt die Inschrift: C. Schulz 1858.

Im Jahre 1868 wird unter der Leitung von P. E. Thun die Schneidemühle in eine Mahlmühle umgebaut, welche aber am 10.07.1881 abbrennt. Als diese Mühle am 31. 03.1898 abermals ein Raub der Flammen wird, baut man das Gebäude nicht mehr als Mühle auf. Als weitere Eigentümer werden Anker, Schöpfurth und Berlin genannt. Das Grundstück kauft dann 1919 ein gewisser Wagner und 1926 befindet sich hier ein Schulungs- und Wanderheim. In der DDR wird dieses Heim in eine Jugendherberge umgewandelt sowie ein neues Bettenhaus errichtet. Die Jugendherberge wird heute noch betrieben und als Zeugnis der ehemaligen Mühle liegen noch drei eingelassene Mahlsteine vor dem Eingang der Herberge.

Die Unterkietzmühle wird 1890 vom Müllermeister Heinrich Ehritt erworben. Ab diesem Zeitpunkt sind die Ober- und die Unterkietzmühle im Besitz geteilt.

Die Unterkietzmühle um 1935Ehritt muss sein verbrieftes Wasserrecht gegenüber der Niederlausitzer Kohlenwerke Berlin AG verteidigen und zusätzlich erhält er 1923 das Recht, das Wasser des aus dem Teufelssee abfließenden Mühlenbaches mittels einer vor dem Wasserrad befindlichen Mahlschleuse mit Stauschütz  bis zur Höhe eines Staupfahles aufzustauen. 1930 wird unter Ehritts Leitung das oberschlächtige gusseiserne Wasserrad mit einem Durchmesser von 9 Meter durch eine Turbine ersetzt. Als Nachfolger übernimmt der Sohn von Heinrich, Kurt Ehritt die Mühle und muss sie dann 1942 aus wirtschaftlichen Gründen an den Müllermeister Plath verkaufen. Meister Plath wurde zur Wehrmacht eingezogen und ist aus dem Krieg nicht zurückgekommen. Aus diesem Grund verpachtete seine Witwe 1946 die Mühle an die beiden Halbbrüder Pirsch und Feuerhelm. Diese Pacht endete 1954 und danach war die Mühle außer Betrieb. Ferchner als letzter Besitzer verpachtete 1972 die Gebäude an das Backwarenkombinat Bernau zu Lagerzwecken. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde dieses Lager aufgelöst. Seitdem sind die gesamten Gebäude dem Verfall preisgegeben

 

4. Die Rossmühle:

 

FundamentsteinRuine

Als Besonderheit im Hammerthal wäre noch von einer Tonmühle zu berichten. Diese Mühle war eine Rossmühle mit Göpelantrieb und soll 1925 noch bestanden haben.

(Siehe hierzu im Bad Freienwalder Heimatkalender von 1964 Seite 35 Bild und Nachricht.)
Diese Tonmühle wurde zum Zerkleinern von Ton benutzt und ist der ehemaligen Kirchenziegelei gegenüber der Unterkietzmühle zuzuordnen.

Göpelantrieb: Maschine mit Zahnradwinkelgetriebe, wo an dem Stirnrad lange Hebel befestigt sind, die durch Zugtiere an einer Deichsel im Rundlauf gezogen werden. Da dies meist mit Pferden geschah, nannte man sie Rossmühlen.
Ein Göpelantrieb ist noch im Museum Altranft zu besichtigen.

 

5. Die Papenmühle:

 

Die jüngste der drei Freienwalder Wassermühlen ist die Papenmühle (Papenmolle).Der Name Papenmolle leitet sich davon ab, da sie auf Kirchen- bzw. Pfarrland (Papenland) erbaut wurde.

Der Müller nutzte das aus dem Brunnental hervordrängende Quellwasser und staute es in dem vor der Mühle angelegten Teich (Papenteich) auf. Mit dem aufgestauten Wasser konnte dann die Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad und einem Mahlgang betrieben werden.

Im Jahre 1490 muss der Besitzer der Papenmolle seine Abgaben und Dienste an Matthias von Uchtenhagen leisten. Die Abgaben an die von Uchtenhagen enden 1618, danach übernimmt diese Rechte die Stadt Freienwalde.

Als erster Papenmüller, welcher uns mit Namen bekannt wurde, wird der Mühlenmeister Albrecht Krinitz genannt. Albrecht wird durch den in dieser Zeit in der Mark Brandenburg wütenden schwarzen Tod, die Pest, dahingerafft. Er soll am 11.08.1598 begraben werden. Da  sich Albrecht in seinem Leben nicht zum Worte Gottes gehalten hatte, wird er vom Totengräber als Gottloser sang- und klanglos in ungeweihter Erde verscharrt.

Albrechts Tochter Emerentia heiratet den Mühlenmeister Hans Rinow, welcher dadurch Besitzer der Papenmühle wird. 1601 kauft Rinow zur Mühle noch einen Garten hinzu, diesen muss er aber 1604 wegen Schulden verpfänden. Ebenfalls wegen Schulden wird die Mühle 1606 geschlossen. Im September 1610 stirbt Hans Rinow im Alter von 64 Jahren. Er hinterlässt die Witwe Emerentia und zwei Söhne Adam und Esaias. Beide Söhne, Adam und Esaias schließen eine Vereinbarung zur Erbschaft ab und verkaufen 1614 die Mühle an den Meister Hans Schröder, welcher im gleichen Jahr Selbstmord begeht.

Wie schon bei der Kietzmühle, können wir auch für die Papenmühle kein langansässiges Müllergeschlecht verzeichnen. Die Mühle wechselte in den nachfolgenden Jahren öfter den Besitzer. So wird 1617 Ortia Pinnow, Witwe von Berthold Zossen, Eigentümer, 1620 heißt der Papenmüller Adam Dünow, 1637 gehört die Mühle Joachim Jehnicke, Nachfolger von Jehnicke wird Meister Jürgen Holzapfel und seine Witwe verkauft 1653 die Mühle dem Meister Esaias Rienow.

Die Papenmühle als Pension ausgebaut im Jahre 2004Als weitere Besitzer werden uns genannt: 1679 Meister Wilcke, danach wieder Familie Jehnicke, 1688 Joachim Wille, 1706 Joachim Schröder, 1713 Meister Filitz, 1719 Meister Johann  Levin Dilaß, und am 03.03.1735 stirbt der Papenmüller Esaias Schindler im Alter von 53 Jahren.

In den weiteren Jahren kommt 1775 Carl Friedrich Wille, vor 1789 die Familie Pippow und danach Meister Christian Ludwig Andrea in den Besitz der Mühle.

Mühlenmeister der Familie Pippow sind 1784 und 1802 Mitglieder des Wriezener Müllergewerkes (Innung).

Im Jahre 1788 erhielt der Königliche Baudirektor Carl Gotthard Langhans den Auftrag zum Bau eines Gebäudes zur Unterbringung der adligen Badegäste. Aus diesem Grund erwarb er für die Krone ein vier Morgen großes Ackerstück vom Papenmüller. Im Frühjahr 1789 begann man zu bauen und im Herbst 1790 wurde das Bade- und Logierhaus (erst Fürstenhaus, später Landhaus genannt) eingeweiht.

Im historischen Ortslexikon für Brandenburg wird für das Jahr 1801 die Papenmühle als Wassermühle mit Wohnungen für Brunnengäste bei Freienwalde am Gesundbrunnen genannt.

Eine Auflistung der Steuern und Abgaben, welche im Jahre 1821 auf der Mühle lasten, zeigt uns, dass damals die Steuern nicht geringer waren als wir sie heute entrichten müssen.

Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhundert kommt die Mühle in den Besitz der Stadt Freienwalde. Die Stadt verkauft sie dann 1833 weiter an die Familie Henning und am 20.04. des gleichen Jahres brennt die Mühle ab. Für den Brandschaden werden als Entschädigung 1288 Taler gezahlt.

August Heinrich Henning stirbt im Alter von 82 Jahren und 1889 bietet der neue Besitzer Robert Schmidt die nach neuestem technischen Stand umgebaute Mühle zur Pacht an. Emil Weichmann pachtet 1897 die Mühle und betreibt sie mit Wasserkraft bis 1908. Im gleichen Jahr erhält der Eigentümer Schmidt die volle Konzession um die Papenmühle als Hotel- und Gaststättengewerbe betreiben zu können. Dadurch geht die Mühle außer Betrieb und das Gebäude wird nur noch zur Unterbringung und Bewirtung von Badegästen genutzt.

 

6. Die Kanalmühle:

 

Die Kanalmühle im Jahre 2004Als letzte der Freienwalder Mühlen entstand  um 1920 auf dem Hof des Bauerngrundstückes Wasserstrasse 9 eine Motormahlmühle. Zum Anfang erfolgte der Antrieb mit einem Sauggasmotor, später stellte man auf Elektroantrieb um. Eigentümer des Grundstückes und der Mühle war Ernst Dehne. Da Dehne selbst kein Müller war, verpachtete er die Mühle größtenteils. Pächter sind bis 1939 Erich und Marta Großkreuz. Die Familie Großkreuz kaufte im gleichen Jahr die von Hermann Hellwig im Jahre 1901 in Zehden (heute Gedynia) erbaute Motormahlmühle und siedelte dahin um. Ein weiterer Pächter folgte von 1939 bis 1942. Von 1945 bis 1953 pachtete Kurt Ehritt die Mühle. Ehritt war bis 1942 Eigentümer der Unterkietzmühle und hatte von 1942 bis 1945 die Stadtmühle in Pacht.

Ab 1953 wurde nur noch die Landwirtschaft betrieben, und die Mühle nutzte man nur noch zur Herstellung von Getreideschrot.

Mit Gründung der Handelsgenossenschaft OGS (Obst-Gemüse-Speisekartoffeln) nutzte diese Firma das Grundstück und hatte es bis 1990 gepachtet.

Das Grundstück Wasserstrasse 9 ging durch Erbschaft auf den Sohn Hans Joachim Dehne über. Dieser war nach Kalifornien (USA) ausgewandert und verstarb dort im Jahre 2003.