Der Freienwalder „Ruinenblick"

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Dr. Ernst-Otto Denk

 

Gestern auf dem “Ruinenberg” ein prächtiger
Sonnenuntergang. Von ihm aus kann man auch bestens das Häusermär unten überblicken.”

Adolph Menzel, 11. August 1861

Wie das Freienwalder Turm-Diplom entstand, vermag ich nicht exakt zu sagen, aber eine nicht unwesentliche Rolle bei dessen Schöpfungsakt, vielleicht unbewusst, mögen die Zeilen Theodor Fontanes über Freienwalde gewesen sein.
Wir lesen bei ihm: „Die Schönheit der eigentlichen Stadt ist mäßig, ihr Reiz liegt draußen auf den Bergen. Wer nicht kommt, um hier die Eisenquelle zu trinken, der kommt doch, um einen Blick in die „Märkische Schweiz” zu tun." Diese Worte des großen Wanderers sind mehr wert, als ein Stapel wohldotierter Gutachten zur Entwicklung der Kurstadt.

Bild 1Bild2

Zwar stammen sie aus einer Zeit, da das Laufen und Wandern den Erholungsrhythmus bestimmte, im Gegensatz zur motorisierten Mobilität der Gegenwart. Aber wer weiß schon mit Sicherheit, was in den nächsten Jahrzehnten in dieser Hinsicht auf uns zukommen wird. In früher Jugend war die „Ruine" am Weinberg einer der beliebtesten Plätze der Jugend der Weinbergstraße, der Uchtenhagenstraße und Teilen der Eberswalder Straße. Hier oben fand man ein wenig Ritterromantik und Abenteuer und...einen wundervollen Ausblick auf das historisches Zentrum von Freienwalde, die Insel Neuenhagen und die Hügel am Horizont mit der Silhouette des Schiffshebewerkes. Und jeder der hier oben stand, konnte mit dem Finger auf seine Wohnstätte zeigen.

Wenn man auch von allen zur Verfügung stehenden Aussichtstürmen der Stadt und ihrer Umgebung wundervolle Ausblicke ins weite Oderbruch oder in die ferne Neumark hat, so blieb doch dem Wanderer der unverstellte Blick auf das historische Zentrum der Kurstadt verwehrt. Eine solche Sicht hat man eben nur vom Ruinenberg aus und eben nur von dort.

Das fand bereits Fontane und beschrieb ihn als „die älteste Aussichtsfirma und nach Ansicht vieler auch noch immer die bestfundierte.” Zahllose Postkartenansichten und Privatfotos entstanden von hier oben und zeugten in aller Welt vom Reiz und der wundervollen Lage der  „Perle der Märkischen Schweiz”. Bereits um 1800 hatten Künstler diesen Punkt für sich entdeckt und zeichneten und malten den schönen Ort. So verdankt die Stadt ihre wertvollste und sehr exakt gezeichnete Vedute aus dieser Perspektive.

Iris Berndt, Herausgeberin der „Märkischen Ansichten” mit dem Inhalt der Druckgrafiken zwischen 1550 bis 1850 war wohl derselben Ansicht, als sie gerade diesen bezaubernden und äußerst aussagekräftigen Stich auf den Titel ihres Buches setzte.

Die Redakteure des vorliegenden Heimatbuches ließen es sich nicht nehmen, ihr nachzueifern. Das besagte Blatt kommt aus der Feder des Dresdner Künstlers F.-A. Schmidt und entstand um 1820 nach einer Vorlage des Gemäldes von Florian Großpietsch.

Bild 3Das Freienwalder Museum besitzt in seinem Archiv eine bisher unbekannte fotografische Aufnahme aus der Zeit um 1860. Auch dieses Dokument ist äußerst wertvoll für den Historiker, der sich mit der Stadtentwicklung beschäftigt. Ich fand es als Illustration in dem Kalender der Volks- und Raiffeisenbank der Region auf das Jahr 2008.

In den letzten Jahrzehnten wuchs dieser klassische Blick fast vollständig zu. Aber auch der Blick auf die Ruine von der Uchtenhagenstraße aus, war nicht mehr nachvollziehbar. Wenige Wochen vor dem Ableben von Kurt Kretschmann unterhielten wir uns über diese Situation und er legte mir ans Herz, mich unbedingt um die Öffnung dieses historischen Blickes zu kümmern, den auch er sehr liebte Und wenn nun ein paar Bäume fallen müssen, was dann?, fragte ich. „In diesem Punkt müssen die Bäume eben weichen, es gab Zeiten, da alle Hügel um die Stadt herum mehr oder weniger baumlos waren und dennoch ging davon kein Schaden auf die Stadt aus. Bäume sind ersetzbar und wachsen manchmal schneller nach, als einem lieb ist. Attraktive Aussichten Bild 4sind jedoch einmalig und wichtig, besonders für eine Kurstadt.”

Mit dieser Aussage gerüstet, fragte ich bei der Familie Sternebeck und Heyer, den Besitzern des Grundstückes in der Weinbergstraße nach, ob sie gegen das Fällen einiger Bäume Einwände hätten. Sie verneinten und damit war der Weg zum Rathaus frei.

Dank der unbürokratischen Hilfe von Herrn von Allmen und dem Stadtförsters Herrn Rüffler existiert nun mehr seit einem Jahr ein freier Blick über ein freies Land vom Ruinenberg aus. Weiterhin waren an der Aktion der Verein zur Förderung zur Beschäftigung und Qualifizierung (VFBQ) unter Leitung von Frau Potzelt beteiligt.

Touristen und Freienwalder wissen diesen Ausblick auf Stadt und Bruch mit Sicherheit zu schätzen.

 

Viadrus LogoQuelle:
VIADRUS Heimatbuch für Bad Freienwalde
Bad Freienwalde Touristik GmbH
Uchtenhagenstraße 2, 16259 Bad Freienwalde
Tel.: 03344 – 150 890,
e-mail: info@bad-freienwalde.de