Kerstenbruch

Brandenburg - Landkreis Märkisch-Oderland (MOL)

 

Panorama

Kulturstube KerstenbruchGedenkstätte

1753 legte der Hofrat Johann Friedrich Kersten die Anlage des Dorfes an. Bereits 1793 erwarb der königliche Bau- und Deichinspektor Johann Friedrich Christiani das etwa 108 Hektar große Gut. Er kaufte nach und nach angrenzende bäuerliche Flächen und das Rittergut Rüsterwerder hinzu und vergrößerte somit seinen Besitz. 1797 übernahm der Sohn Johann Friedrich Wilhelm Christiani das Gut und begann 1799 mit dem Bau eines neuen Gutshauses und weiterer Wirtschaftsgebäude wie beispielsweise eine Brennerei, Brauerei und einer Windmühle. Von besonderer Güte war der Ton aus dem Oderbruch. Schon seit der Existenz des Gutes Kerstenbruch wurden hier auch für andere Regionen Ziegel gebrannt. Damals wurde das Göbelwerk mit einem Ochsen angetrieben, das den Ton durchknetete und schlämmte.

1835 wurde eine Zuchtschäferei angelegt. Dieser folgte 1851 eine Rübenzuckerfabrik, die eine von bereits 17 Zuckerfabriken im Oderbruch war und aus der unrentablen Brennerei entstand. Zuvor war der weitsichtbare Schornstein der 1846 erbauten Stärke- und Stärkezuckerfabrik ein Zeichen der beginnenden Industriealisierung im Oderbruch. Bereits nach 1850 wurde aus Stärkezucker und Sirup ein Bier gebraut, das einen sehr guten Ruf hatte, nicht sauer wurde und daher auch für den Schiffsverkehr geeignet war. So erhielt es 1851 bei der Weltausstellung in London ein Diplom. 1864 wurde dann ein Pferdezuchtverein für das Oderbruch gegründet. 1909 wurde aus der Rübenzuckerfabrik eine Kartoffeltrocknungsanlage. 1934 hatte das Gut dann 270 Hektar, das 1945 mit der letzten Eigentümerin Agnes Christiani enteignet wurde.

Ein Rittergut ist ein feudaler Besitz, der über umfangreiche Privilegien wie Jagd-, Gerichts-, Mühlen- oder Braurecht verfügte. Als Gegenleistung wurden gewappnete Reiter, sogenannte Ritterpferde für den Kriegsfall zur Verfügung gestellt.

Durch eine völlig unzureichende Kohlelieferung während des Ersten Weltkrieges und der Inflation 1922 müsste die Anlage erneut liquidiert werden, obgleich sich der Betrieb mit dem Bau der Oderbruchbahn unmittelbar am Gutshof Kerstenbruch mit größerer Kuhhaltung und Milchlieferung nach Berlin umstellte. Nach dem 1. Weltkrieg wurde auch die Schweinezucht erheblich vergrößert. Allerdings hörte das Gut Kerstenbruch nach dem Zweiten Weltkrieg auf zu existieren. So wurde es Wohnraum für Flüchtling und Neusiedler, wurde LPG-Büro, Kindergarten und Kulturraum. 1987 wurde das herrschaftliche Gutshaus nach langem Leerstand ohne Nutzung und völlig heruntergekommen letztendlich und bedauerlicher Weise gesprengt.